DEUTSCHLAND / SACHSEN-anhalt.
Im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt reihen sich UNESCO-Welterbestätten wie Perlen an einer Kette. „STAUNENSWERTE-Tour“ nennt sich eine achttägige Reise in drei Etappen zu sechs ganz besonderen Kulturschätzen von Weltrang. Ich habe auf der ersten Etappe zwischen der Lutherstadt Wittenberg und der Bauhaus-Stadt Dessau drei Weltveränderer und viele beeindruckende Orte näher kennen gelernt. Hier die Highlights meines Video-Reports:
1. Tag - LutherStadt Wittenberg
Luthers Thesen auf Koreanisch und ein Ehering fürs Liebesglück

Meine Reise beginnt in der Lutherstadt Wittenberg, ein entzückendes Städtchen mit kompakter herausgeputzter Altstadt, wo sich alles um Martin Luther dreht - und gleich drei Wirkungsstätten fußläufig zu erreichen sind, die gemeinsam ein Welterbe bilden.
Ich bin im Boutiquehotel Schwarzer Bär untergebracht, das auch Zeitgeschichte schnuppert: Gemütliche Zimmer hinter einer Backsteinfassade, wo sich heute die Rezeption befindet, fuhr einst eine Pferdeisenbahn. Super Ausgangspunkt für meine Entdeckungen auf den Spuren des berühmten Reformers Martin Luther, der auch für uns Österreicher mehr nachhaltige Bedeutung hat, als so manchem bewusst ist. Beim Besuch der Luther-Stätten wird das deutlich.
Da ist einmal Martin Luthers Wohnhaus, das ursprünglich Teil des Augustinerklosters war. Dr. Thomas T. Müller, Direktor der LutherMuseen, zeigt mir das Tor, in dem Luther jeden Tag ein und aus ging: „Das Portal ließ Luthers Ehefrau Katharina von Bora eigens für ihren Mann einbauen, damit er bequem in alle wichtigen Räume gelangen konnte.” Darum wird es auch Katharinenportal genannt.
Der Ehefrau ist auch eine Statue im Hof gewidmet, die Katharina in hurtigem Schritt zeigt: „Sie kümmerte sich emsig um Haushalt und Finanzen”, erzählt Dr. Müller. „Ohne sie wäre Luther nicht so erfolgreich gewesen.” Der Ehering der Statue ist ziemlich abgegriffen: Besucher berühren sie, weil sie sich davon persönliches Liebes- und Eheglück erhoffen.
Die berühmte Lutherstube ist derzeit leider wegen Renovierungsarbeiten nicht zugänglich. (Die Wiedereröffnung ist für Frühjahr 2027 geplant). Doch bei der interaktiven Multimedia-Ausstellung „Buchstäblich Luther“ spaziere ich virtuell durch die Lutherstube - und bekomme Details zu sehen, die ich in der echten Stube gar nicht hätte entdecken können. Absolut sehenswert! Teile der Ausstellung sollen auch nach der Wiedereröffnung erhalten bleiben.
In der Schlosskirche Wittenberg besuche ich nicht nur das Grab Luthers, sondern auch die Stelle, wo der Reformator am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Tür geschlagen haben soll. Die bronzene Thesentür erinnert an das Ereignis, um das sich viele Legenden ranken.
Jörg Bielig, Kustos der Schlosskirche Wittenberg, klärt mich auf: Die Türe war eigentlich aus Holz, wurde aber bei einem Brand zerstört. Die Bronzetüre wurde 1858 vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. gestiftet. Und: Vermutlich hat Luther die Thesen gar nicht selbst an die Türe geschlagen. Wer es statt ihm gewesen sein dürfte, verrät Jörg Bielig im Video.
Besucher können die Thesen als Schriftrolle in unzähligen Sprachen erwerben - sogar auf Koreanisch.
Nur wenige Schritte entfernt liegt das Wohnhaus von Philipp Melanchthon, dem großen Schulreformer, der zusammen mit Luther an der Universität in Wittenberg lehrte. Melanchthon gilt als Wegbereiter des modernen Bildungssystems im deutschsprachigen Europa.
Insider-tipp

Das Panorama von Yadegar Asisi
Wenn Sie in Wittenberg sind, sollten Sie unbedingt dem unübersehbaren runden Gebäude am Rand der Altstadt einen Besuch abstatten. Hier hat der iranische Künstler Yadegar Asisi ein gewaltiges 360-Grad-Panorama geschaffen, das von einer dreistöckigen Aussichtsplattform aus die Zeit Martin Luthers wieder lebendig macht. Mit unzähligen Details aus dem Alltagsleben Wittenbergs, gemalten Mittelalter-Szenen und einer beeindruckenden Geräuschkulisse.Infos
2. Tag - Gartenreich Dessau-Wörlitz
Schloss mit IKEA-Tricks und Vulkan mit Einschalt-Funktion

Am zweiten Tag führt mich die STAUNENSWERTE-Tour nach Dessau-Wörlitz in den Wörlitzer Park. Eine prachtvolle Gartenanlage, die einst Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt anlegen ließ - und nicht nur für seine erlauchten Privat-Gäste, sondern von Anfang an auch für das einfache Volk. Auch seine Untertanen sollten sich in den idyllischen Grünanlagen erholen dürfen.
Wir unternehmen eine gemütliche Gondelfahrt, und der „Gondoliere” erzählt mir, dass bei der Errichtung des Parks mit seinen Kanälen, 17 Brücken und dutzenden Prachtbauten nichts dem Zufall überlassen wurde. Jedes Detail in der Naturidylle wurde geplant. Sogar ein „Vulkan mit Einschalt-Funktion“, den Fürst Franz, inspiriert vom Vesuv in Italien, zum Gaudium seiner Gäste ausbrechen ließ. Heutzutage wird der Vulkan jedes Jahr an einem Tag im August tätig.
Das Schloss Wörlitz selbst ist ein Paradebeispiel des Klassizismus. Besonders staunenswert: eingebaute Türen und Betten, die die platzsparenden Design-Kreationen eines schwedischen Möbelkonzerns vorweg genommen haben - und eine Schiffstreppe, die direkt auf das Dach führt. Von dort aus entführt uns Fürst Franz direkt in die Südsee - mit gemalten Palmen und Papageien. Auf seine Art auch ein Weltveränderer, der uns ein einzigartiges Refugium hinterlassen hat - mit vielen Überraschungen die ich auch mich als Österreicher (dem barocke Habsburger-Lustgärten ganz und gar nicht fremd sind) ins Staunen versetzt haben.
Infos (inklusive Terminkalender mit Vulkanausbruch): www.gartenreich.de
Insider-Tipp

Verborgene Romantik im schlichten Luisium
Nicht weit entfernt vom Gartenreich Dessau-Wörlitz liegt das Luisium, ein Geschenk des Fürsten an seine Frau Luise. Außen schlicht, innen bezaubernd, bietet dieses klassizistische Gebäude eine besondere Atmosphäre mit Lesungen, Konzerten und einer Parkanlage, die an eine Auenlandschaft erinnert.
Abstecher
Kontraste in Ferropolis: Vom Bergbau zur Kulturstätte

Auf dem Weg von Wittenberg nach Dessau mache ich einen Abstecher nach Ferropolis – auch wenn es kein Weltkulturerbe ist, ein absolut lohnender Zwischenstopp! Hier stehen fünf gigantische Tagebau-Großgeräte, die früher im Braunkohleabbau eingesetzt wurden. Heute kann man sie hautnah erleben und die Geschichte dieses Kraftwerksareals entdecken. Außerdem finden hier regelmäßig coole Open-Air-Konzerte und Veranstaltungen statt.
Info: www.ferropolis.de
3. Tag - Dessau-ROSSLAU
Bauhaus in Dessau: Revolutionäre Architektur

Am dritten Tag schließlich lockt Dessau mit den berühmten Bauhaus-Stätten. Das 1925 von Walter Gropius gegründete Bauhaus übersiedelte von Weimar hierher und wurde zu einer Ikone der modernen Architektur. Besonders beeindruckend: die riesige Glasfassade im Werkstätten-Trakt, aber auch die vielen architektonischen Details im Inneren des Gebäudes, ein Spiel mit Farben, Formen und Spiegelungen.
Spannend ist auch ein Spaziergang durch die Meisterhäuser, wo die führenden Bauhaus-Architekten und -künstler wohnten. Die originalen Gebäude wurden zwar im 2. Weltkrieg schwer beschädigt und zu DDR-Zeiten als Grundstücke für Privathäuser genutzt, aber nach der Wende wurden die Meisterhäuser nach den ursprünglichen Modellen wieder hergestellt. Allerdings in minimalistisch-reduzierter Form, und als Museum wieder eröffnet. Dennoch bekomme ich einen Eindruck wie die Bauhaus-Weltveränderer gewohnt hatten. Vergleichsweise bescheiden und zweckmäßig, aber immerhin mit einem Stück Garten rundum.
Wer noch tiefer in das Bauhaus und seine Philosophie eintauchen will, dem empfehle ich auch einen Besuch des modernen Bauhausmuseums im Stadtpark.
Info: Stiftung Bauhaus Dessau
Insider-Tipp

Kornhaus: Fein speisen mit Bauhaus und Blick auf die Elbe
Bauhauskultur quasi für den Gaumen - und noch dazu mit herrlichen Ausblicken bietet das Restaurant Kornhaus Dessau. Ursprünglich stand hier ab dem 18. Jahrhundert ein Getreidespeicher. 1930 wurde es vom Bauhaus-Architekten Carl Fieger als Restaurant mit dem charakteristischen Rundbau errichtet. Geboten wird gehobene Küche. Mein Gebratener Lammrücken mit Portweinsauce, gebackenem Ofengemüse und Risotto war ein Gedicht!
Info & Reservierung: www.kornhaus-dessau.de
Hotel-Tipp
Boutique-Hotel im Herzen der Lutherstadt
Das Hotel Schwarzer Bär ist ein gemütliches Boutique-Hotel mitten in der Altstadt der Lutherstadt Wittenberg, Von hier aus sind die Welterbestätten, die Zeugnisse für das bahnbrechende Wirken des Reformators Martin Luther, nur einen Katzensprung entfernt. Gemütliche Zimmer, gutes Frühstück. Gute Lokale in unmittelbarer Nachbarschaft.
Lokal-TippS
Alles Kartoffel!
Lutherstadt Wittenberg. Das rustikale Restaurant beim Hotel Zum Schwarzen Bär kredenzt deutsche Küche - und zahlreiche Kartoffel-Gerichte - es gibt alleine sechs verschiedene Kartoffelsuppen und acht Folien-Kartoffel-Gerichte!
Kartoffelhaus Wittenberg
Zum Schwarzen Bär, Schloßstraße 2 Wittenberg
Feine Adresse für Bierfans
Dessau. Mein Tipp für Bierfans: Im Brauhaus „Zum Alten Dessauer” werden nicht nur edle Biere (z.B. Zwickel, Pils, rote Fassbrause) gebraut, es gibt auch köstliche Gerichte, die zum Teil auch mit Bier zubereitet werden.
Brauhaus "Zum Alten Dessauer"
Lange Gasse 16
06844 Dessau-Roßlau
INFO
UNESCO-Welterbe in Sachsen-Anhalt
Infos und Routenvorschläge für die neue achttägige Staunenswerte-Tour sowie weitere Ausflugsziele
Welterbe Card
Einmal zahlen - und dann freie Eintritte in 19 UNESCO-Stätten sowie mehr als 130 weitere Leistungen genießen. Erhältlich als 24-Stunden-Card, 3-Tage-Card oder FamilienCard.
Allgemeine Informationen und wertvolle Tipps für Urlaub in Sachsen-Anhalt
echtschoensachsenanhalt.de
Kommentar schreiben