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Radeln in Oberschwaben-Allgäu: Das gibt's in Österreich nicht!

BADEN-WÜRTTEMBERG - DER SÜDEN DEUTSCHLANDS.

Allgäu? Liegt das nicht in Bayern? Und schaut's da nicht genauso aus wie in Österreich?  So lautet die gängige Meinung über ein Stück Deutschland, das wir „Ösis” vermeintlich kennen, wo aber die wenigsten von uns auch schon waren. Ich habe kürzlich einen Teil Allgäus mit dem E-Bike entdeckt - und bin ins Staunen geraten. Nicht nur weil ich gar nicht in Bayern unterwegs war, sondern im benachbarten Baden-Württemberg, wo das Allgäu oberschwäbisch ist.  Diese fünf Entdeckungen haben wir in Österreich nicht:

1. Bad Waldsee: Ein Stück Alt-Österreich, um das sich die Habsburger nie gekümmert haben

Ich sparte meinen Kurztrip in Bad Waldsee - eine typisch deutschen, idyllischen Städtchen, das alles hat, was in seinem Namen steckt: ein Kurbad (mit Waldsee-Therme), Wald und - gleich zwei Seen. Dazu einen adretten mittelalterlichen Stadtkern mit Fachwerkhäusern. Mittelalter, wie es eben nur in Deutschland so aussieht. Doch Petra Misch von Oberschwaben Tourismus überrascht mich:  „Bad Waldsee war im 19. Jahrhundert eine vorderösterreichische Besitzung.”  Und wo bitte sind dann unsere typischen Ringstraßenbauten oder wenigstens diese altösterreichischen Villen, wie wir sie in Grado, Triest oder Opatija finden? Petras Misch weiß die Erklärung:  „Die Habsburger haben nur ihre Steuern kassiert, aber sonst dem Städtchen nicht rein geredet.” Ein Glück, so ist Bald Waldsee sein einzigartiger Charme geblieben, für den sich auch für uns eine Reise auszahlt.

2. Wolfegg und die „Schwabenkinder” aus Österreich

Über sanfte Hügeln radle ich teilweise bergauf Richtung Süden. Beim Städtchen Wolfegg machen wir einen Stopp im Bauernhaus-Museum Allgäu-Oberschwaben. Glauben Sie als ÖsterreicherIn ja nicht, dass Sie sich das sparen können, weil Sie so etwas eh von zuhause kennen. Es entgeht Ihnen sonst eine sehr spannende und lehrreiche Zeit!

 Zum Beispiel die eindrucksvolle Ausstellung über das harte Schicksal der „Schwabenkinder”. Zwischen dem 17. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre hinein wurden Kinder nach Oberschwaben und ins Allgäu gebracht, damit sie dort auf den Bauernhöfen als billige (oder gar kostenlose) Arbeitskraft zur Verfügung stehen. Viele davon kamen auch aus Österreich. Nicht alle Bauern haben die Kinder schlecht behandelt, aber viele wurden wie Sklaven gehalten. Eine Ausstellung mit Gänsehaut-Effekt.

Aber auch die 28 historischen Gebäude auf dem riesigen Freilichtmuseum sind interessant. Mich hat vor allem ein Bauernhaus aus dem 19. Jahrhundert fasziniert: DAs ist genau so eingerichtet, wie es seine letzte Bewohnerin in den 1980er Jahren verlassen hat. Sogar die Tageszeitung liegt noch auf dem Bett, und die war wohl der modernste Gegenstand im Haus. Denn die Dame hat ihr ganzes Leben so gelebt wie im 19. Jahrhundert - ohne Strom! Eine beeindruckende Zeitreise, wie man sie nicht in jedem Bauernhaus-Museum erleben kann! 

 

Info: www.bauernhausmuseum-wolfegg.de

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Insider-tipp

Mister Bean und Oldtimer-Autos

In der Altstadt von Wolfegg lohnt sich ein kurzer Besuch im Automuseum. Da findet man jede Menge alte Boliden aus den 60er,70er und 80er-Jahren. Besonders originell: ein auf Camping-Wohnmobil getrimmter VW-Bus.  WAs es aber mit Mister Bean im Fetzendach-Mini auf sich hat, hat sich mir nicht erschlossen. Aber ein witziges Fotomotiv allemal.  
Info: www.automuseum-wolfegg.de

3. Kißlegg: Kaffee vom Bahnhof-Schalter und 13 Radrundtouren

Auch Kißlegg ist an sich eine Reise wert: Der Luftkurort hat zwei Seen, ein altes (bewohntes) Renaissanceschloss und ein neues barockes Schloss, das heute der Gemeinde gehört. Außerdem wunderbare Gasthäuser. Gemütlich ist zum Beispiel der schattige Gastgarten hinterm neuen Schloss.

Kurios der Bahnhof von Kißlegg: Auf den Bahnsteigen fahren ganz regulär Züge ein, doch am Ticketschalter im Bahnhofsgebäude wird nur Kaffee und Kuchen serviert. Das wurde nämlich zum „Gleisneun” umfunktioniert. Die Tickets kauft man dem Zeitgeist entsprechend in Selbstbedienung am Automaten.

Insider-Tipp

Ehrfurchtsvolle Schritte im Barock-Schloss

Es zahlt sich aus, das neue Schloss Kißlegg zu besuchen. Am besten Sie fragen im Gästebüro nach Anneliese Welte. Die sympathische Dame ist ein wandelndes Lexikon und weiß jedes Detail über das Schloss. Sie hzeigt ihnen die barocke Kapelle, erklärt ihnen die Bedeutung der einzelnen Deckengemälde zum Teil mit diabolischem Inhalt - und Sie lässt sie vielleicht ehrfurchtsvoll auf einem ganz besonderen Parkettboden schreiten.  In einem Raum, der heute als Besprechungszimmer genützt wird, wurde der originale Fußboden bis ins Detail rekonstruiert. So einen Parkettboden hätte ich auch gerne zuhause.

Kißlegg ist ein perfekter Ausgangsort für die 13 neuen Themen-Radtouren „Naturschatzkammern” , die im Württembergischen Allgäu geschaffen wurden.

Toller Service: Werkzeug-Stationen entlang der Radrouten
Toller Service: Werkzeug-Stationen entlang der Radrouten

Die vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub zertifizierten Touren bieten vom Radverleih über tolle Radservice-Stationen mit Werkzeugen und Fahrradpumpe entlang der Strecken bis hin zu radfahrer-freundlichen Unterkünften mit Fahrrad-Garagen und Ladestationen ein geniales Rundum-sorglos-Paket auch für Radfahrer, bei denen nicht nur die Bewegung, sondern auch der Urlaubsgenuss im Vordergrund steht.

 

Mit Naturschatzkammern-Expertin Andrea Zinser auf Radtour
Mit Naturschatzkammern-Expertin Andrea Zinser auf Radtour

 

Die Themen reichen von Touren für Gartenfreunde über das „Schwarze Gold“ (Moore) bis zu „Fürstlichen Seen“ und „Himmelswiesen“.

Andrea Zinser von der RadReiseRegion Naturschatzkammern zeigt mir zwei der schönsten Tagestouren.

 

Alle Details und Service-Infos auf www.radreiseregionallgaeu.de

Radtour „Fürstliche Seen”

4. Durststillerbäume und essbares Schwaben in Bio-Qualität

Wie der Name vermuten lässt, führt die Radtour zu romantischen Seen, in den man auch Bsadepausen einlegen kann, und zu einigen schönen Schlössern. Auch einen Blick auf die auf einem Hügel gelegene Waldburg lässt sich erhaschen. Entlang der Strecke locken aber auch Attraktionen, die das Radfahren im Württembergischen Allgäu einzigartig machen:

 

Cows and Drinks – ein origineller Rastplatz mit  „Durststillerbaum“, den Florian Weiland vom Schwendehof bei Kißlegg eingerichtet hat. Hier gibt’s alkoholfreie Getränke zur Selbstbedienung. Bezahlt wird mit Cash im Sparschwein oder über PayPal. Und im Hintergrund muhen die Kühe seines Hofes.

 

Samhof bei Wolfegg  -  in dem kleinen Bio-Supermarkt kann man sich mit Proviant eindecken, regionale essbare Souvenirs einkaufen oder Kaffee und Kuchen mit Ausblick auf das Wolfegger Schloss genießen. Wie man hier in einem Schäferwagen übernachtet, zeige ich im Video.

 

Kohlerhof – Abkühlung mit fruchtigem Joghurt und Eis bekommen wir im Kohlerhof in Vogt. So viel steht fest: Man verhungert nicht im Württembergischen Allgäu. Zum Glück strampeln wir uns die Kalorien wieder ab.

EINKEHR-tipp

Typisch Schwäbische Bio-Küche hinter alten Fachwerkmauern

Auf unserer  Tour „Fürstliche Seen” Tour kehren wir in Vogt im Bio-Hotel Adler ein. In einem denkmalgeschützten Fachwerkhaus aus dem Jahr 1800 mit schönem schattigen Gastgarten werden ausschließlich Bio-Produkte angeboten. Wir kosten uns durch die typischen Schwäbischen Spezialitäten durch:  Köstliche hausgemachte Maultaschen - in Butter gebraten mit Kalbfleisch oder mit Reh sowie pikanter Kirsch-Pfeffersauce. Der Zwiebelrostbraten, an dem man im Allgäu nicht vorbei kommt.  Und natürlich die Allgäuer Käs'spätzle mit herrlichen Schmelzzwiebeln.
Info: www.vogter-adler.de
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Radtour „Himmelwiesen”

5. Kathedralen-Sound am Hügel und ein kitschiges Himmelreich, wo nicht jeder Wunsch erfüllt wird

„Himmelwiesen” nennt sich die zweite Naturschatzkammern-Radtour, die mich wieder zu einzigartigen Kuriositäten und himmlischen kulinarischen Genüssen führt, die Sie in Österreich selten bis gar nicht finden werden. Hier die Highlights dieser Tour:

 

Gallus-Kapelle:  kleine Kirche mit großem Kathedralen-Sound

Die Gallus-Kapelle auf dem Winterberg ist ein kleines modernes Architektur-Wunder, das der Allgäuer Architekt Georg Zimmer geschaffen hat. Spannend: Die runde Kirche hat eine Akustik wie eine riesige Kathedrale. Warum, erklärt der Erbauer im Video-Interview. Außerdem hat man vom Hügel aus einen Ausblick bis nach Österreich - in den Bregenzerwald.

 

Leutkirch - eine Turmglocke nur für Kinder

Im Städtchen Leutkirch scheint einerseits die Zeit stehen geblieben - mit den alten mittelalterlichen Häusern. Andererseits gibt sich der Ort auch sehr modern - etwa mit Ausstellungen im ältesten Haus der Stadt. Außerdem hat Leutkirch ein großes Herz für Kinder: Jedes Jahr im Juli findet das große Kinderfest statt - und nur an diesem Tag wird die Turmglocke geläutet. 

 

Allgäuer Genüsse mit Blick hinter die Kulissen

Im Ort Urlau - (heißt wirklich so, kein B vergessen!) gibt's ein wahres Paradies für Feinschmecker - die Allgäuer Genussmanufaktur. In einem ehemaligen Brauerei-Gebäude sind unterschiedliche Genuss-Kreateure und Kunsthandwerker untergebracht. Wir haben ihnen bei der Arbeit zugesehen und köstlichste Produkte verkostet.  „Mutmacher-Kaffee“ und wunderbares Brot mit essbaren Blumen zum Beispiel. Und Gin, der sich mit Tonic lila färbt. Warum das Markenzeichen dieses Allgäuer Gin ein kurioser roter Bart ist, verrate ich im Video.

 

Café S’Himmelreich: Jesus-Bild für Feministinnen und ein Paradies für Kitsch & Vintage-Liebhaber

 

Im ehemaligen Pfarrhaus in Merazhofen trinken wir nicht einfach nur Kaffee und wunderbaren hausgemachten Kuchen. Wir tauchen tatsächlich in ein kitschig-schönes Himmelreich ein.  Melanie Marka hat seit Kindheit an alles gesammelt, was mit dem (katholischen) Himmel zu tun hat: Engerln, Heiligenfiguren, Sprüche, aber auch so kuriose und gar nicht patriarchale Darstellungen wie eine „gute Hirtin“. Dieses Beispiel für Geschlechtergerechtigkeit lange vor Einführung  des Binnen-I hat schon Bischöfe überrascht. Die meisten der Devotionalien sind käuflich zu erwerben. Aber nicht alle. Einige hat Frau Marka so lieb gewonnen, dass sie sich um keinen Preis von ihnen trennen will. Im Video sehen Sie welche das sind.

Insider-tipp

Probieren Sie Allgäuer Kaffee-Öl!

In der Allgäuer Genussmanufaktur in Urlau sollten sie wirklich zumindest einen halben Tag Urlaub einplanen. Denn es ist nicht nur höchst genussreich, die vielen regionalen Produkte zu verkosten, sondern auch mit den Herstellern ins Gespräch zu kommen, die ihre Kreationen mit viel Herzblut und höchster Qualität herstellen. Und sie können ihnen dabei über die Finger sehen. Bei Hummels Ölmühle empfehle ich wärmstens, das Kaffee-Öl zu verkosten. Ein wahrhaft himmlisches Kaffee-Aroma, das nicht nur auf Eis perfekt passt. 
Info: allgaeuer-genussmanufaktur.de
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Hotel-Tipps

Feine Adressen in Oberschwaben- Allgäu

„Grüner Baum” in Bad Waldsee

Im Herzen der Altstadt, liebevoll ausgestattete Zimmer, feine regionale Küche, zertifiziertes Bett + Bike-Hotel, www.baumwaldsee.de

Kißlegg

Schönes Hotel in der Altstadt mit geräumigen Zimmern, Radgarage, guter Küche und einem Gastgarten beim neuen Schloss, www.ochsen-kisslegg.de

INFO

Rad-Pauschalurlaube

Zahlreiche Gastgeber der Radreiseregion Württembergisches Allgäu bieten Pauschalurlaube für Radfahrer an. 

Angebote

  

Infos & Tipps für Radfahrer: 

www.donau-bodensee-radweg,de

www.oberschwaben-allgaeu-radweg

www.radreiseregionallgaeu.de



Hinweis: Diese Videos & Story entstanden im Rahmen einer entgeltlichen Kooperation mit den Salzburger Nachrichten, Oberschwaben Allgäu und der Tourismusmarketing GmbH Baden-Württemberg. Mehr darüber auf www.SN.at/rajchlreist


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Über mich

Ich bin freier Reise- und Videojournalist mit Leib und Seele und Marketing-Experte für Tourismus. Ich war 23 Jahre lang Reise-Redakteur bei der österreichischen Tageszeitung KURIER und produziere seit 2015  Video-Reportagen mit vielen Insider-Tipps auf eigenen Kanälen.

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